Wisst ihr, wie man seinen Besitzer so echt toll schocken kann? Man sorgt zuerst dafür, dass er nicht mehr im Sattel sitzt und galoppiert dann schnell davon und zwar so, dass er nicht sieht, wohin genau. Ich glaube, man nennt dies auch „Fangis“ oder „Verstecken“ spielen.

Ja genau, das habe ich heute mit meinem Besitzer gemacht. Wie ihr ja wisst, musste ich in den letzten Wochen auf grössere Ausritte und vor allem auf die schnellen Gangarten wegen meiner Verletzung verzichten. Ihr könnt euch ja vorstellen, dass es mir daher recht langweilig ist, immer nur im Stall und auf der Wiese herumzulaufen. Ok, es gab schon leichte Ausritte oder Spaziergänge, aber ich will wieder mehr, ich will wieder durch die Wälder traben, tölten und galoppieren. Vor allem, wenn meine Mitbewohner täglich auf ihre Kosten in den Reitstunden der Pensionsbesitzerin kommen und ich muss während dieser Zeit oft alleine Zuhause bleiben, was mir gar nicht behagt.

Heute wollte also Patrick mit mir reiten gehen, allerdings machte ich es ihm gar nicht leicht, mich zu striegeln, zu kämmen und die Hufe auszukratzen, denn ich wollte unbedingt raus und die anderen Pferde suchen. Nachdem er es endlich geschafft hat, mich zu satteln, drehte ich noch kurz ein paar Runden auf dem Auslauf, während Patrick sich fertig machte. Anschliessend gng es dann mit ihm auf dem Rücken den Hügel hinab bis zum Bächli am Belchenweg, anscheinend wollte ich aber zu schnell, denn Patrick bremste mich ständig aus und daher beschloss ich, lieber auf eigene Faust durch die Wälder zu streifen und so entschloss ich mich, etwas auf Rodeo-Reiten zu machen um mich meinem Reiter zu entledigen. Gesagt, getan, und im gestreckten Galopp ging es rauf zum Wald, irgendwie hörte ich noch, wie mein Besitzer nach mir rief, aber das war mir zu diesem Zeitpunkt egal. Wisst ihr, was das Beste ist? Normalerweise hängt so ein GPS-Sender an meinem Sattel, damit Patrick sieht, wo ich bin, aber der Sender war zum Aufladen zuhause, somit hatte er also (fast) keinen Anhaltspunkt, wo ich bin. Einzig ein paar Spaziergänger im Wald konnten ihm Tipps geben. Leider fand ich aber meine 3 Mitbewohner nicht und so entschied ich mich, nach ausgiebigem Herumspringen, einen Snack am Wegrand zu nehmen und mal etwas abzuwarten. Zwischenzeitlich kam dann ein anderes Pferd mit Wagen und Reiterin dazu. Patrick durchforste in der Zwischenzeit mit einer Bekannten, die meinen Ausritt mitbekam, per Auto den Wald und kamen dann ein paar Minuten später bei mir an. Mein Besitzer war sichtlich erleichtert, mich gefunden zu haben und dass es mir gut geht. Zusammen spazierten wir dann nach Hause. Leider bekam ich dann allerdings kein Rüebli, wie es sonst nach einem Ausritt der Fall ist, aber dafür durften wir alle nochmals auf die Wiese, da unser Stall etwas umgestaltet wird und wir dann nur im Weg herumstehen (und zwar wortwörtlich). Mir hat der Ausflug jedenfalls Spass gemacht und ich kann sicher gut schlafen, nachdem ich mich mal wieder richtig austoben konnte. Ich denke, das nächste Mal behalte ich den Reiter und wir geniessen zusammen die Natur und das Zusammensein.

Gestartet sind wir beim Pensionshof (1), meinen Reiter entledigt habe ich mich bei (2) und bei (3) habe ich auf ihn gewartet. Quelle: Google Maps